Ein Mitarbeiter von fairafric bereitet die Verpackung der Schokoladentafel vor.
Schokoladentafeln von fairafric liegen auf einem Tisch, dazwischen sind in Tafel-Form Zutaten der Schokolade angeordnet.
Kakaobohnen liegen unter freiem Himmel auf einem großen Tisch zur Trocknung. Zwei Bauern stehen an dem Tisch und arbeiten.

fairafric AG

Preisträgerprojekt 2022

„Unsere Vision ist es, bis 2030 10.000 Arbeitsplätze bei Lieferanten und Fabriken zu schaffen.”
Miranda Brehm, fairafric
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Die Mitarbeiter*innen der Schokoladenfabrik von fairafric in Ghana verdienen 3,8 mal mehr als der ghanaische Mindestlohn beträgt und sind renten-, und krankenversichert.

fairafric ist ein deutsch-ghanaisches Social Business, das die Schokoladenwelt revolutioniert. Seit 2016 produziert es als erstes europäisches Unternehmen, vom Kakaobaum bis zur fertig verpackten Tafel, Bio-Schokolade in Ghana und stärkt so die Wirtschaft in Afrika.

Hintergrund

Aufgrund neo-kolonialer Strukturen im Wirtschaftshandel werden bis heute Rohstoffe aus Afrika exportiert und im globalen Norden zum Endprodukt weiterverarbeitet. Dabei macht die Warenproduktion aber den Großteil der Wertschöpfung aus. fairafric macht hier den Unterschied und produziert Schokolade dort, wo der Kakao herkommt: in Ghana. Seit 2020 produziert fairafric in einer solarbetriebenen Bio-Schokoladenfabrik. Die Fabrik liegt komplett in ghanaischer Hand und ist ausgestattet mit hochmodernen Maschinen, um die beste Qualität der Produkte zu gewährleisten – bio, klimaneutral und 100% Made in Ghana.

fairafric AG auf Social Media

Nachhaltigkeitsziele

Interview

Interview des RNE im November 2022

Der Preisträger aus dem „Projekt Nachhaltigkeit" fairafric produziert Schokolade da, wo der Kakao angebaut wird: in Ghana. Warum es wichtig ist, die Wertschöpfung zurück nach Westafrika zu bringen, erklärt PR-Managerin Miranda Brehm im Interview.

Fairafric ist der Eigenbeschreibung nach „das einzige europäische Unternehmen, das die Wertschöpfung von Bio-Schokolade, von der Bohne bis zur fertig verpackten Tafel, ins Ursprungsland Ghana verlagert“ hat. Was ist der Unterschied zwischen Ihrem Social Business und anderen Firmen, die faire Schokolade anbieten?

Miranda Brehm: Genau der. Wir gehen über das Prinzip des „fairen Handels“ hinaus: Wir kaufen den ghanaischen Kakaobauern nicht nur die Bohnen zu einem fairen Preis ab, sondern wir produzieren die Bio-Schokolade bis zum fertigen Produkt vor Ort in Ghana. Uns geht es darum, die Wertschöpfung zurück ins Ursprungsland des Kakaos zu bringen. Denn das Geld wird nicht dort verdient, wo der Rohstoff herkommt, sondern dort, wo er weiterverarbeitet wird. Die Zahlen zeigen das ganz deutlich: Insgesamt 70 Prozent des weltweiten Kakaos stammen aus Afrika, doch nur fünf Prozent der 100 Milliarden Euro, die jährlich mit Schokolade umgesetzt werden, landen dort. 69 Prozent der Bäuerinnen und Bauern in Westafrika leben unter der Armutsgrenze. Und der Weltmarktpreis sinkt.

Fairafric-Gründer Hendrik Reimers hat 2016 seinen Job in der Software-Branche gekündigt und das Social Business gegründet. Was hat ihn dazu gebracht?

Dass die Verhältnisse sich nur ändern werden, wenn man auch die Produktion lokal und fair gestaltet, verstand er schon 2012, als er mit dem Rucksack durch Afrika gereist ist. Da hat er sich zum ersten Mal die Frage gestellt, warum da so viel Kakao angebaut wird, die Weiterverarbeitung aber ganz woanders stattfindet. Die Idee hat ihn danach nicht mehr losgelassen und er hat begonnen, Kontakte zu den Kakaofarmen und Geschäftspartnerschaften vor Ort aufzubauen.

Wie sieht der Weg aus, den Sie als Unternehmen gehen?

Durch unser Konzept, den Rohstoff auch direkt vor Ort weiterzuverarbeiten, schaffen wir Arbeitsplätze auch außerhalb der Landwirtschaft. Die neuen Arbeitsplätze und hohen Prämien für die Kakaobäuerinnen und -bauern – wir zahlen die höchsten Prämien in Westafrika – sorgen für höheres Einkommen für die Menschen vor Ort. Daraus folgt ein besserer Zugang zu Bildung und Gesundheitsvorsorge und die Vermeidung von Kinderarbeit.

Wie weit sind Sie auf diesem Weg?

2020 hat fairafric in Amanase, etwa 50 Kilometer nördlich von Accra, eine eigene Fabrik gebaut. Der größte Teil des dafür benötigten Geldes kam via Crowdfunding zusammen. Inzwischen sind wir der größte Arbeitgeber im Bezirk und die größte Schokoladenfabrik im Land. Rund 40.000 Tafeln Schokolade laufen dort jeden Tag vom Band, produziert von 85 Mitarbeitenden. Außerdem bilden wir gerade den ersten Jahrgang von fünf Chocolatiers und Chocolatières aus. Und: Die Fabrik ist noch längst nicht voll ausgelastet.

Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?

Gerade ist es nicht leicht, weil angesichts der vielen Krisen sowohl die Crowdfunding-Unterstützung als auch die Umsätze in den Bioläden zurückgehen, aber wir bleiben dran. Unsere Vision ist es, bis 2030 10.000 Arbeitsplätze bei Lieferanten und Fabriken zu schaffen. In Zukunft wollen wir auch die Kakaoverarbeitung selbst übernehmen. Bisher kaufen wir die vorbehandelten Bohnen ein. Außerdem können wir uns vorstellen, dass Kakao nur der erste Schritt ist und später andere Produkte wie Kaffee oder Tee hinzukommen. Vor allem aber wollen wir andere Unternehmen dazu inspirieren, auch diesen Schritt zu gehen. Wir haben jetzt gezeigt, dass das zu schaffen ist, also können andere das auch machen. Und: Wir möchten den Menschen vermitteln, dass ihr Geldbeutel ein Wahlschein ist und sie mit ihrer Kaufentscheidung Wandel beeinflussen können. Immerhin konsumiert jeder und jede Deutsche im Schnitt rund elf Kilogramm Schokolade pro Jahr.